Verkehr

Nein. Wir sagen nichts zur Seilbahn. Das ist so absurd populistisch, dass wir uns in diesem Wahlkampf den wirklichen Problemen zuwenden. Mal wieder.

An der wiederholten Analyse der Problemlage wird deutlich, dass mit einem „ich stech‘ den Zirkel ein und dann geht’s los“ (Zitat einer wichtigen Persönlichkeit) nichts zu holen ist. Es gilt nach wie vor zwei gegenläufige Problemstellungen in den Griff zu bekommen. Der unerwünschte Autobahn-Umgehungsverkehr muss aus der Stadt geführt werden, soll erst gar nicht einfahren. Der erwünschte Ziel- und Quellverkehr muss so geordnet werden, dass er das Stadtbild wenig beeinträchtigt, Lebensqualität erhöht wird, aber keine Barrieren für erwünschte Besucher geschaffen werden.

Gegen den Autobahn-Umgehungsverkehr hilft zunächst mal nur eines: eine ertüchtigte Autobahn mit weniger Unfällen, fließendem Verkehr. Dann gibt es keinen Grund durch die Stadt zu fahren. Wie erreicht man das? Der Schilderwald muss zu Gunsten eines übersichtlichen elektronischen Verkehrsleitsystems auf den AB-Abschnitten rund um Leonberg weichen. Aktuell gibt es elektronische und analoge Warntafeln, man weiß nicht wo hinsehen, welche Spur nehmen, dazu erzählt das Navi eine Aufmerksamkeit fordernde Geschichte. Ein klar strukturiertes elektronisches Leitsystem muss Spuren benennen und mit dem Fahrzeug-Navi kommunizieren. Frühzeitig müssen Spuren und Richtungen aufgezeigt werden, synchron auf allen Infoebenen.

Ob man für die Zukunft noch ein Großprojekt benötigt wie eine Ringstraße um das Ballungsgebiet zu entlasten bezweifeln wir. Mit weiter fortschreitender Automatisierung des Fahrens wird der Verkehr gleichförmiger gesteuert, bei autonom fahrenden Fahrzeugen wir dann schließlich die Unfallgefahr minimiert und Staulagen um die Stadt spielen keine Rolle mehr. Sicher gehen dafür noch
20 Jahre ins Land. Eine großräumige Umgehungslösung wird allerdings nicht schneller zu realisieren sein.

Der Ziel- und Quellverkehr braucht dagegen Struktur. Selbstverständlich sind das für eine lebendige Stadt wichtige Bewegungen. Menschen kommen nach Leonberg für Erledigungen, kaufen im Zentrum ein, starten aus der zentralen Wohnung zur Arbeit in die Nachbarkommune. Dies verursacht 80% des Leonberger Verkehrs, wie tatsächlich unabhängige Studien seit Jahrzehnten glaubhaft belegen. Alle, die diese Basis nicht akzeptieren: bitte mal einen Termin im Stadtplanungsamt buchen. Um diese gewünschten Bewegungen zu steuern muss zunächst die Verkehrsvermeidungsstrategie
modifiziert werden. Natürlich möchten wir – wie wohl alle – Radverkehr und ÖPNV fördern.

Weitergehend ist unser Antrag auf ein eigenes „kostenfreies“ ÖPNV-Netz, das über Umlagen finanziert wird. Hier geht es nicht um Nutzenfaktoren, sondern um die Bereitstellung eines dauerhaften, zuverlässigen Angebotes. Busse müssen an jedem Tag zu jeder Zeit voll verfügbar sein. Feiertage und Uhrzeiten – abgesehen von einer Pause zwischen 1:00 Uhr und 4:30 Uhr – dürfen nicht zu einer Angebotseinschränkung führen. Nur mit einem einfach und dauernd zugänglichen System kann man Menschen bewegen, den ÖPNV zu nutzen. Aktuelle Versuche mit größeren Zonen oder 10 Cent günstigeren Tickets bauen die Schwelle eben nicht ab. Ergänzt werden sollte das „kostenfreie“ (also umlagenfinanzierte) System durch autonome Shuttles, die beispielsweise per App geordert werden, und an das Hauptnetz knüpfen. Einen Antrag für einen Shuttle-Praxistest hat S:ALZ mit anderen Fraktionen eingebracht.