Marktplatz

Markt nicht zum Markt, aber Flächen in den Pool.

Alle Jahre wieder fordern verzweifelte Marktplatzanreiner, dass der Wochenmarkt von der Steinstraße an den historischen Marktplatz verlegt wird. Eine optisch sicher nette Idee, aber in der Praxis gilt es dicke Brocken aus dem Weg zu räumen, und diesen Erfolg sehen wir nicht. Marktbeschicker würden zur 2-Klassen-Gesellschaft, „die Guten“ am Hauptplatz, die „Entbehrlicheren“ in den hinteren Gassen.

Wer sollte das bewerten? Das Pflaster trotz aller Beteuerungen unbegehbar mit Rollator oder gar Rollstuhl, Stromtrassen mit Abdeckhauben unüberquerbar. Dann steht man schließlich mit drei weiteren Einkäufern tütenbepackt in der Aufzugschlange. Wer wollte nach dieser Reise zum Mittelpunkt der Erde je wieder aufsteigen, um noch einen Kaffee zu genießen? Die Anwohner selbst wissen natürlich, dass am Marktplatz was geboten ist. Aber mag man stets Freitagnacht bis 2:00 Uhr die Betrunkenen lautstark verabschieden um ab 4:00 Uhr die Aufbau-rumpelnden Marktbeschicker zu begrüßen? Das ließe sich nur mit fest verankerten Ständen mildern.

Was hilft also? Wenn der Marktplatz nicht zu „Deutschlands längster Hörgeräteakustiker-Meile“ werden soll, hilft nur Kompetenzen abgeben, Verantwortung übernehmen. Der Marktplatz muss nach Angebot strukturiert werden. Beispielsweise Kneipen, Restaurants, Freizeit direkt an die Marktfläche, Läden in den Gassen dahinter zu homogenen Passagen zusammengefasst. Das gelingt natürlich nicht, wenn Leerstände von den Besitzern nach einiger Wartezeit eben dann doch mit Hörgeräte- oder Versicherungsdienstleistern gefüllt werden. Das ist aber verständlich, da Läden zum Geld verdienen vermietet werden, nicht als soziale Tat zum Stadtwohl.

Also braucht es eine Konzeptänderung: sämtliche Flächen kommen in einen Topf. Dann werden Mietpreis-Cluster zusammengefasst. Alles findet unter einem gemeinsamen Vermarktungs-Dach statt, Besitzer von Leerständen erhalten dennoch die Grundmiete aus dem Pool, so lange die Flächen „vermietbar“ gehalten werden, also technisch in Ordnung sind. Nur so gelingt es nach und nach, das Angebot neu zu ordnen. Nicht am richtigen Platz verortete aktuelle Mieter werden im Gebiet auf andere Flächen verteilt. Der Haken ist klar: man benötigt eine Flächen-Grundmasse. Wenn nicht wenigstens 80% der Besitzer dabei sind, wird es nicht gelingen.

Es gilt also zu überzeugen, dass man durch Kompetenzabgabe an die übergeordnete Vermarktungsgesellschaft im Gegenzug Einnahmensicherheit erhält. Die Mietpreise werden dann mit funktionierendem, also homogenerem Konzept über die Jahre angepasst. Die Stadt kann hier durch gewährte Vorteile Anreize schaffen. Wer mitmacht erhält entweder Parkflächen für einige Zeit gratis in den Parkhäusern, oder es gibt eine noch auszulobende Anschubfinanzierung für das Projekt. Wir wissen aber, dass der schwäbische Ladeneigner nur in höchster Not Eigenkontrolle aufgibt. Aber ist es nicht leider schon so weit?